Kind, Kriegerin, Königin | St. Galler Tagblatt 15.09.2005 |
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Eine Frau, die alles bekommen kann, was sie will, göttinnengleich und doch menschlich, das ist Kuska Caceres' Penthesilea. In der jüngsten Produktion der Netzwerkbühne lässt Caceres die Amazonenkönigin so ganz anders auferstehen, als sie es in Kleists Drama tut. Wird ursprünglich berichtet, dass Penthesilea im Kampf gegen die von den Griechen bedrängten Trojanern von Achill erschlagen wird, der sich in die Sterbende verliebt und seine Tat daraufhin bedauert, so wird Penthesilea bei Kleist zwar von Achill besiegt, aber die derart Gedemütigte stürzt sich erneut in den Kampf auf den nun unbewaffneten und tötet ihn. Als sie erkennt, dass sie und ihre Hundemeute den als Partner für das Liebesfest vorbestimmten Achill zerfleischt haben, stirbt sie durch «ein vernichtendes Gefühl» selbst. Geprägtes Bild, neue Seiten Kleists Amazonendrama thematisiert die Umkehrung des Begehrens, die Raserei der Liebe, aber auch des Todes in einer Intensität, die das Theater vorher so nicht kannte, und die das Bild von Penthesilea bis heute prägt. Wer sich des Stoffes erneut annimmt, kann also kaum vorbei an Kleist. Aber Kuska Caceres gelingt es mit «Penthesilea Now!» dem Thema neue Seiten abzugewinnen, indem sich die 1974 in Bern geborene Schweizerin mit peruanischen Wurzeln ganz auf die weibliche Hauptfigur konzentriert. Das Einpersonenstück widmet sich dem Leben Penthesileas von Kindheit an und ist als Geschichte in Kapiteln angelegt. Ein jedes wird mit einem kurzen Text aus der Hand Erich Furrers eingeleitet und dann durch Tanz, eigens ausgesuchte elektronische Klänge und Pantomime erzählt. Gebündelte Energie |
Kuska Caceres nimmt sich in der jüngsten Produktion der Netzwerkbühne eines alten Themas an. «Penthesilea Now!» lässt Leben und Sterben der Amazonenkönigin auferstehen. |